Johannes von Nepomuk, der Brückenheilige, hatte in Prag kein Glück. Aufgrund von politischen Streitigkeiten wurde der Bischof gefoltert und in der Moldau ertränkt. Ihm zu Ehren wurde auf der Karlsbrücke eine Statue errichtet. Der Sage nach bringt es Glück, das Hundereliefs zu Füssen der Statue zu streicheln.
Tätscheln Sie also kurz Nepomuks treuen Begleiter, bevor Sie Moldau und Elbe Richtung Deutschland folgen. Sobald Sie die lebhafte Hauptstadt Tschechiens hinter sich gelassen haben, führt Sie die Tour durch kleine, wenig besuchte Etappenorte. Weinbaugebiete passieren Sie ebenso wie Burgruinen und unverfälschte Altstädte. Nach drei Veloetappen überqueren Sie die deutsche Grenze und erreichen die sächsische Schweiz.
Warum eigentlich eine «Schweiz» im Osten Deutschlands? Nun, Orte mit besonderer Schönheit werden in Deutschland gerne mit dem Prädikat «Schweiz» bezeichnet. Bei der Fahrt vorbei an den imposanten Sandsteinfelsen wird klar, was diesen Landstrich so besonders macht. Am Ende dieser einmaligen Fahrt erreichen Sie Dresden.
Die Stadt blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die nicht immer einfach war. In den dunkelsten Stunden des Zweiten Weltkrieges wurde Dresden beinahe komplett zerbombt. Welch ein Glück, Dresden heute wieder in voller Pracht erleben zu dürfen. Den Weg dorthin hat Ihnen sicher eine Streicheleinheit für Nepomuks vierbeinigen Freund geebnet. 🐶
Als ich im Sommer 2017 loszog, um die Via Alpina von Ost nach West zu durchwandern, war das meine erste richtige Fernwanderung.
Ich ging zwar schon oft in die Berge und liebte das Wandern, doch der Glückszustand, der einsetzte, nachdem ich die ersten 4 Pässe in den Glarner Alpen durchwandert hatte, ist heute noch tief in mir drin.
Dieses unbeschreibliche Glück, jeden Tag den Wanderwegweiser auf dem Pass näher kommen zu sehen. Der einsetzende Wind, der über die Krete pfeift, sobald ich den höchsten Punkt erreicht habe. Der Ausblick zurück ins Tal, wo ich herkam und dann hinüber in ein neues, noch fremdes Tal.
Und hinter mir am Horizont der letzte Passübergang, den ich gestern noch bezwungen hatte. Das gab mir Kraft und Lebensglück. Und es gab mir Stärke, weil ich wusste, dass ich diese vielen Höhenmeter mit meinen eigenen Füssen bezwingen konnte.
Oftmals betritt man mit einem Passübergang auf der Via Alpina eine neue Welt. Besonders eindrücklich ist dies auf dem Abschnitt des sogenannten Bärentrek im Berner Oberland. Steht man am einen Tag plötzlich vor der imposanten Eigernordwand, wacht man am nächsten unter dem Staubbachfall im mystischen Lauterbrunnental auf. Und wieder ein paar Etappen später kommt man über die Bunderchrinde in ein voralpines Gelände, obwohl man gerade noch dem Blüemlisalpgletscher entlanggewandert ist.
Die Via Alpina braucht etwas Kondition. Und auch etwas Willen. Doch hat man sich an die vielen Höhenmeter gewöhnt, gibt sie einem die glücklichsten Reiseerlebnisse, von denen man auch 7 Jahre später noch berichten kann, als ob es gestern gewesen wäre. Versprochen.
Die Herzroute macht ihrem Namen alle Ehre. Zum einen führt sie durch einige der sehenswertesten Gegenden der voralpinen Schweiz und zum anderen ist sie für Pedaleur eine kräftig den Puls hochtreibende Angelegenheit. Über 15'000 Höhenmeter läppern sich auf den 725 Kilometern zwischen Lausanne und Rorschach zusammen!
Nicht von umsonst ist sie als E-Bike-Route konzipiert, aber auch mit Hilfsmotor wird man ohne eine gewisse Kondition auf manchen Abschnitten seine liebe Mühe haben.
«Mars bringt verbrauchte Energie sofort zurück», lautet ein Werbeklassiker aus den 1960er-Jahren für den gleichnamigen Schokoriegel. (Heute wissen wir natürlich, dass es dafür besseres gibt. Snickers zum Beispiel!) Aber Scherz beiseite: «verbrauchte Energie» ist auf der Herzroute in jeder Hinsicht ein Thema, denn neben Ihnen wird auch Ihr Bike unter den erschwerten Bedingungen auf dem einen oder anderen Abschnitt eine Extraportion davon benötigen.
Damit Ihr Gefährt also nicht irgendwann auf freier Strecke einfach zum Stillstand kommt, empfiehlt es sich wärmstens, den Akku während der Mittagspause im Restaurant wieder aufzuladen. Als zusätzliches Backup sind ausserdem 25 Ladestationen entlang der Route eingerichtet worden. Deren Standorte finden Sie auf der Website der Herzroute.
Was aber ist der Lohn all dieser der Mühen? Schöne Landschaften, schöne Wälder, schöne Dörfer und herrliche Ausblicke auf die Alpen – Postkartenschweiz eben! Attraktiv genug, dass ennet des grossen Teiches sogar die New York Times 2011 die Herzroute in einer grösseren Reportage gewürdigt hat.
Weils aber so schön war und weil es anscheinend Menschen gibt, die nie genug von der Herzroute bekommen können, sind in den letzten Jahren etliche mit der Route vernetzte Rundtouren dazugekommen. «Herzschlaufen» nennen sie sich und tragen die Namen «Sense», «Napf», «Langnau», «Seetal», «Gotthelf» und «Burgdorf».
Und wann gehen Sie an den Start?
Kennen Sie das Gefühl, wenn man mal einfach nichts überlegen muss? Egal, was gerade bei der Arbeit passiert – ich bin weit weg und habe es verdrängt. Egal, dass ich zuhause noch hätte das Papier rausbringen müssen – mach ich dann nach den Ferien. Für mich ist dieser Zustand eine Form von Glück.
Letzten Herbst war ich mit meinen Freunden auf unserer jährlichen Veloreisewoche. Wir suchten uns dieses Mal die Region Flandern als Destination aus. Die Infrastruktur in der belgischen Region machte es mir einfach, nicht viel überlegen zu müssen. Die Velowege sind gut beschildert, führen oft über Landwege und sind sonst immer von der Strasse getrennt (das ist für uns Schweizer schon ein Luxus).
Die Städte sind einfach im Gesamtbild schön, ohne dass man nach der Besichtigung des Louvre noch zum Eiffelturm stressen muss. Die Radwege entlang der langen Grachten, die die belgischen Grossstädte im Norden miteinander verbinden, laden geradezu zum Kopfabschalten ein. Es ist diese subtile Schönheit der Region, die mir so geblieben ist. Ohne jetzt ein hervorstechendes Highlight nennen zu können.
So kam ich immer wieder in einen Flowzustand, der glücklich macht. Die Landschaft rauscht vorbei, die Kilometer spulen sich ab. Die Landschaft ist flach und es sind keine steilen Pässe zu erwarten.
Das bedeutet Velofahren in Flandern. Einfach mal den Mental Load zuhause lassen und losfahren. Dafür ist diese Reise einmalig gut geeignet.