Der Ausblick vom Passo delle Colombe.

Sagenhafte Greina - von Nusstorte zu Polenta

Mitte September beschlossen eine Freundin und ich, auf dem Alpenpässeweg von Graubünden ins Tessin zu wandern. Wir hatten vier Tage Zeit und sind die vier Etappen von Vrin bis Airolo gegangen. Somit erlebten wir die landschaftliche und kulinarische Vielfalt zweier Kantone vereint auf einer Tour. 

 

Highlights:

  • Blick auf die sagenumwobene Greina-Hochebene 
  • Herrliche Weitblicke von den Pässen in die Täler Lumnezia, Blenio und Leventina 
  • Idyllische Bergseen: Lago dei Campanitt, Lago Cadagno und Lago Ritom
  • Abwechslungsreiche Unterkünfte 
  • Mehr Murmeli als Menschen
Blick auf die Greina.
Der Alpenpässeweg von Vella nach Airolo präsentiert die Vielfalt der Alpen. Er kreuzt das Val Lumnezia und zeigt die Schönheit der Greina-Ebene. Über die Pässe des Tessins ist eine gut Grundkondition erforderlich, da viele Höhenmeter zurückgelegt werden. Im sonnigen Alptal und durch die charmanten Tessiner Dörfer lässt sich die Natur der Alpen entdecken. 
Ein Stausee in den Tessiner Alpen.

Tag 1: Vrin - Terrihütte SAC

Herrlicher Blick auf die Greina
Ein Wanderer läuft auf dem Wanderweg entlang zum Pass Diesrut.
Auf zum Pass Diesrut.
Ein Postauto hält in einem Bergdorf zum Start der Wanderung des Alpenpässewegs.
Abkürzung mit dem Postauto.
Kühe stehen auf dem Wanderweg auf dem Weg zum Pass Diesrut auf dem Alpenpässweg.
Neugierige Blicke beim Aufstieg.

 

Nach Vrin reisten wir am späten Vormittag mit dem Zug und Postauto an. Um die Wanderung etwas abzukürzen, hatten wir bereits im Voraus unsere Ankunft an den Bus alpin angepasst und uns für die 15-minütige Fahrt bis Puzzatsch via App angemeldet. Somit verkürzte sich die Wanderung am ersten Tag um eine Stunde.

Der Weg bergauf bis zum Pass Diesrut war einfach zu gehen, er führte an Kuhweiden vorbei und eröffnete herrliche Ausblicke zurück ins Val Lumnezia. Das Wetter wechselte sich dabei ständig ab. Mal blickte kurz die Sonne zwischen den Wolken hervor, mal fing es an zu nieseln, und die Wolkendecke schloss sich wieder.

 

Oben auf dem Pass waren wir für einen kurzen Moment enttäuscht. Viel hatten wir vom Panorama der Greina Hochebene gehört, und nun war alles wolkenverhangen. Da kann die Greina nichts dafür, es ist die Laune des Wetters.
Wir hielten dennoch einen Moment inne und merkten, dass Bewegung in der Luft lag: Plötzlich öffnete sich uns ein unglaublicher Blick auf die sagenumwobene baumlose Greina. Welch Schauspiel mit den vorbeiziehenden Wolken. Wir wollten nur einen Atemzug lang innehalten und uns freuen.

Zwei Frauen grinsen in die Kamera, im Hintergrund die Greina auf dem Alpenpässeweg zu sehen.
Endlich Sonnenschein!
Eine Frau steht mit dem Rücken zur Wand und blickt auf die Greina-Hochebene.
Wandern in der Greina-Hochebene.
Der Blick auf den Fluss in der Greina Hochebene.
Einsamkeit und Ruhe.
Eine Hängebrücke auf der Greina-Hochebene überquert einen Fluss zur Terrihütte.
Wackelige Angelegeneheit.
Eine Person überquert eine Hängebrücke in der Greine Hochebene.
Ein bisschen Mut braucht es schon.

 

Unsere erste Unterkunft, die Camona dil Terri CAS, ist beim Abstieg in die Greina schon bald auf der rechten Seite sichtbar. Die letzten Kilometer zogen sich dann doch noch in die Länge, da immer mehr Wind aufkam und die Wolken aus dem Tal aufstiegen.

Nachdem wir mutig die schaukelige Hängebrücke Punt la Greina überquerten, freuten wir uns auf einen warmen Tee in der geheizten Stiva (rätoromanisch für Stube) der Terri-Hütte.

Man blickt den Berg hinauf und sieht die Terrihütte SAC auf dem Spitz.
Hoch oben liegt die Terri-Hütte SAC.
Die Terrihütte SAC liegt direkt unter einem Berggipfel bei Morgensonne.
Sonnenschein beim Aufstehen.

 

Da an diesem Tag nur sieben Personen dort übernachteten, bekamen wir ein eigenes Viererzimmer zu zweit und hatten somit auch beim Abendessen in der gemütlichen Hüttenstube viel Platz. Die Bündner Nusstorte zum Dessert war die Vollendung des ersten Wandertags.

Die Etappe von Vrin zur Terri-Hütte SAC hat ca. 11 km und dauert ungefähr 4.5h. Auf dem Weg durch die Greina und über eine Hängebrücke werden 1'150 Höhenmeter bergauf und 440 Höhenmeter bergab zurückgelegt. 

Aussicht aus dem Zimmer der Terrihütte SAC auf dem Pass Diesrut.

 

Das Ziel der heutigen Etappe ist die Terri-Hütte SAC, in der wir nächtigen. Sie liegt am Eingang der Greina-Hochebene auf 2170 M. ü. M. Die Hütte ist nach dem Piz Terri, dem höchsten Gipfel der Greina-Ebene benannt. 

 

Tag 2: Terrihütte SAC - Olivone

Unterwegs keine Menschenseele, dafür viele Murmeltiere
Alexandra posiert auf einer Gold braunen Wiese auf der Greine Ebene. Im Hintergrund ziehen gerade die Wolken ab.
Morgenstund hat Gold im Mund.

 

Am nächsten Morgen wurden wir von der aufgehenden Sonne geweckt und begannen schon früh unsere Wanderung. Anfangs noch in den Wolken, leuchtete die Greina-Ebene kurze Zeit später goldgelb im Morgenlicht.

Unterwegs kam uns bis zur Capanna Scaletta keine Menschenseele entgegen, und auch der Handyempfang blieb aus. Lediglich Murmeltiere begegneten uns unterwegs hin und wieder. Wir fühlten uns plötzlich klein im Gebirge.

Ein Schinken-Plättchen und Käse auf einem Holztisch auf der Greina-Hochebene mit Aussicht ins Tal.
Verpflegung mit Aussicht.
Die Aussicht während der Verpflegung ins Tal. Man sieht die Hügel auf den Seiten und in der Mitte ein kurviger Fluss.
Hier könnten wir Stunden sitzen bleiben.

 

Gegen 10:30 Uhr kamen wir bei der Capanna Scaletta an. Eigentlich zu früh für eine Rast, doch wir nutzen die Gelegenheit einzukehren und bestellten, nachdem wir die Kantonsgrenze überschritten hatten, eine Tessiner Platte mit Prosciutto crudo, Bresaola, Salami, Speck und Alpkäse.

Gute Entscheidung, denn bis Campo Blenio waren es noch ein paar Höhenmeter, die wir zuerst auf Naturpfaden und später weitestgehend auf Teerstrassen serpentinenartig absteigen mussten.

Die Aussicht ins Tal auf dem Weg nach Olivone.
Abstieg ins Tal.
Ein geteerter Wanderweg durch einen Wald mit Hügeln im Hintergrund.
Auf dem Weg nach Olivone.
Ein Wanderweg führt unter einer Felswand hindurch.
Unter Felsen hindurch.

 

Zudem gab es in Campo kaum Verpflegungsmöglichkeiten. Lediglich in der Azienda Agricola Famiglia Croce gönnten wir uns dann noch ein hofeigenes Eis, bevor wir die letzten Kilometer bis zur Unterkunft in Olivone, teilweise auf der Hauptstrasse, wanderten.

In der Unterkunft Cuore Alpino wurden wir sehr herzlich von Sara, der Gastgeberin, empfangen. Sie reservierte uns einen Tisch zum Abendessen in der Osteria Bottani, etwa 700 m entfernt. Dort wurden am Freitagabend Fischspezialitäten angeboten, die wir uns nicht entgehen lassen konnten.

Die Tageswanderung von der Terri-Hütte SAC hinunter nach Olivone dauert ca. 5 - 6 h und es werden 17 - 20 km zurückgelegt. Die Etappe vorbei an der Capanna Scaletta und durch alle Vegetationsstufen überwindet 450 Höhenmeter bergauf und 1400 - 1740 Höhenmeter bergab. 

 

Von einem Balkon sieht man auf eine Steinkirche in Olivone.
Ein Doppelbett in der Cuore Alpino Unterkunft in Olivone.

 

1 km entfernt vom Zentrum von Olivone liegt das Hotel Cuore Alpino Olivone. Der Garten und die Terrasse laden zum "sünnele" ein und man kann sich gut für die nächste Etappe erholen. 

Tag 3: Olivone - Acquacalda

Vom höchsten Punkt der Wanderung in eine Bar mit Livemusik
Eine kleine Strasse führt zu einem kleinen Dorf zwischen Hügeln, dass noch in den Wolken liegt.
Heutiger Start in Campo.

 

Der Wecker klingelte am Samstagmorgen schon um 06:30 Uhr, damit wir pünktlich zum Frühstück um 7:00 Uhr erscheinen konnten. Das Frühstücksangebot liess keine Wünsche offen und war mit viel Liebe frisch zubereitet worden. Wir konnten auch wieder Produkte der Azienda Agricola Famiglia Croce entdecken.

Insgesamt wurde hier viel Wert auf regionale Erzeugnisse gelegt. Da wir das Teilstück von Campo Blenio bis Olivone gestern schon gegangen waren, wollten wir es diesen Morgen auslassen und mit dem Bus bis Campo Blenio fahren.

Auf einer breiten Kiesstrasse führt ein Weg in einen Nadelwald.
Durch den Nadelwald zur Capanna Bovarina.

 

Abfahrt war bereits um 07:47 Uhr. Somit konnten wir dann wieder ein paar Höhenmeter einsparen. Die Temperatur am Morgen lag bei unter 10 °C. Wir waren trotzdem motiviert, denn es zeigte sich die Sonne hinter den Wolken.

Auf Naturpfaden wanderten wir aus dem Ort hinaus, bis diese auf eine geteerte Strasse führten, der wir ein paar Kilometer folgten. An einsam gelegenen Bauernhäusern vorbeiging es in einen Nadelwald und stetig bergauf, bis wir die Capanna Bovarina erreichten. Dort begann es zu schneien, und wir freuten uns, uns am Ofen mit Tee aufzuwärmen und mit Kuchen zu stärken.

Auf dem Weg zum Passo di Grana negra fällt Schnee und bedeckt die Schwarzen Bergspitzen.
Langsam kommt der Schnee näher.

 

Nun waren wir bereit für den weiteren Aufstieg bis hoch zum Passo di Gana Negra, dem mit 2’430 m höchsten Punkt unserer Wanderreise. Der Wind bliess uns kalt um die Ohren, die Wolkendecke zog sich immer weiter zu, und wir suchten Schutz hinter den Felsblöcken.

Die Schneeflocken blieben auf dem Pass liegen und bildeten einen schönen Kontrast zu den schwarzen Felsen. Trotz der Kälte genossen wir den surrealen Moment mit dem ersten Schnee im September. Der Abstieg zur Lukmanierpassstrasse war dann teilweise ziemlich steil und forderte unsere Knie heraus. Gut, dass wir Stöcke dabeihatten.

Das Bild zeigt das Hotel von Centro Pro Natua Lucomagno.
Centro Pro Natura Lucomagno.
Ein Selfie beim Abendessen in Lucomagno.
Aufwärmen beim Abendessen.

 

Am Lukmanierpass angekommen, stellten wir beim Studieren des Busfahrplans fest, dass in 10 Minuten ein Bus kommen sollte. Somit kürzten wir die letzten 4 km zum Centro Pro Natura Lucomagno, das Infostation, Camping und Hotelbetrieb vereint, ab. Bei unserer Ankunft schallte uns bereits Latinomusik entgegen. Eine Band spielte in der Bar, es hatten sich schon einige Zuhörer eingefunden.

Wir wollten uns eigentlich bei einem heissen Getränk aufwärmen, entschieden uns vor Ort aber für die hausgemachte Bowle, die bei den übrigen Gästen gut anzukommen schien, und liessen uns von der guten Stimmung anstecken. Zum Abendessen kosteten wir Wildspezialitäten und schliefen etwas später in unseren Zimmern wie Murmeltiere.

13 - 18 km ist die Strecke von Olivone bis Acquacalda, die in 5 - 6.5 h zurückgelegt werden kann. Über 1260 - 1600 Höhenmeter bergauf und 665 - 775 Höhenmeter bergab werden dabei überwunden. 

Zwei Einzelbetten in der Unterkunft in Centro Pro Natura Lucomagno.

 

Das Pro Natura Zentrum Lucomagno liegt in Acquacalda und 5 km südlich vom Lukmanierpass. Es liegt 1750 M. ü. M. und umfasst ein Hotel mit Bar-Restaurant, Seminarräumen und Campingplatz. Somit ist es der höchstgelegene Campingplatz des Kanton Tessins. 

Tag 4: Acquacalda - Airolo

Feine Polenta mit Brasato in der Capanna Cadagno

 

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus, der direkt vor dem Hotel hielt, eine Station zur Alpe Casaccia, um unseren letzten Wandertag zu starten. Mit dem Ticino Ticket kann man alle öffentlichen Verkehrsmittel im Kanton Tessin kostenfrei nutzen.

Durch einen Nadelwald ging es wieder stetig bergauf, bis wir die Spitzen des Pizzo Colombe zu Sicht bekamen, die uns fast ein bisschen an die Dolomiten erinnerten. Mit zunehmender Höhe veränderte sich zudem die Landschaft, die nun immer karger und alpiner wird.

Alexandra steht vor einer Bergformation auf dem Pizzo Colombo.
Fast wie in den Dolomiten.
Man sieht hinunter ins Tal vom Passo delle Colombo. Eine Wanderin kommt mit Stöcken hochgewandert.
Ausblick auf Täler und Berggipfel.

 

Vom Passo delle Colombo genossen wir dann nochmals einen Panoramablick auf Berggipfel und die Täler Valle die Blenio und Val Piora. Von Weitem sahen wir schon unser Ziel für eine Mittagspause:  Die Capanna Cadagno erreichten wir gegen 13 Uhr, sie war zu dem Zeitpunkt voll besetzt.

Lange mussten wir allerdings nicht auf das Essen warten. Wir hatten in der Zwischenzeit die Speisen, die aus der Küche kamen, studiert, um uns dann wie die Mehrheit für Polenta mit Brasato zu entscheiden. Dass wir danach auch bei dem Kuchenangebot nicht Nein sagen konnten, rächte sich bei dem weiteren Teil talwärts Richtung Airolo.

Unten im Tal liegt ein malerischer Stausee in klarem Blau.
Traumhafter Ausblick auf den Stausee.
Der Blick hinter hohem Gras hervor auf den Stausee.
Scheint nicht voll zu sein.

 

Vorbei ging es am malerischen Lago Cadagno und dem Lago Ritom bis wir am Ende des Stausees auf den nächsten Wegweiser nach Airolo trafen. Hier erwarteten uns zwei Möglichkeiten, entweder weitere 2:30 Stunden zu Fuss oder die Wanderung mit der Standseilbahn Ritom-Piora abzukürzen und von Piora den Bus nach Airolo zu nehmen.

Eine rote Standseilbahn führt hinunter von Ritom nach Piora.
Wir entschieden uns für die Abkürzung.

 

Nachdem wir die letzten Tage bereits einige Kilometer zurückgelegt hatten und es zu dem Zeitpunkt bereits 15:30 Uhr war, entschieden wir uns für die bequeme Alternative, sodass wir schon um 17:30 Uhr im Zug heimwärts sassen.

Das Gepäck konnten wir glücklicherweise sehr pünktlich und ohne Probleme im Hotel Forni in Airolo abholen, sodass wir auf der Rückfahrt mehr als zufrieden auf unsere überaus abwechslungsreichen Wandertage zurückblicken konnten.

Ohne Abkürzung dauert die heutige Strecke circa 5 h auf ungefähr 17 km. Zum Passo delle Columbe mit dem malerischen Bergseeli Lago di Campanitt und danach bis Piotta, wo die Standseilbahn nach Airolo genommen wird, werden 775 Höhenmeter bergauf und 770 Höhenmeter bergab gewandert. 

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Über die Autorin

Portrait Alexandra Fasnacht
Alexandra Fasnacht
0041 43 422 60 11
Eurotrek AG

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Abwesend: Montag

 

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