Unsere Route führt uns durch Naters, hinauf Richtung Blatten b. Naters. Wir quälen uns durch sonnige Abschnitte, das Thermometer kratzte locker an der 30° Grad Grenze, kurzfristig liebäugelten wir damit den Bus zu nehmen. Wir blieben tapfer und wurden auf halber Strecke in Geimen mit schönen alten Walliser Chalets belohnt. Danach freuten wir uns darauf, den Weg durch den Wald zu gehen, endlich Schatten. Zum Schluss gab es noch einen kurzen, aber knackigen Aufstieg zu meistern und schon sahen wir die Gondelbahn.
Die Entscheidung, ob wir die Bahn nehmen oder auch noch den letzten Teil hoch zur Belalp zu laufen war schnell gefallen. Nach den drei gewanderten Stunden freuten wir uns auf das schnellere Hinauf und belohnten uns trotzdem mit Weisswein und einer Apéro-Platte. Auf der Dachterrasse beim nächsten Restaurant gab es eine grossartige Aussicht und sogar das «Horu» konnten wir sehen. Mit Blick Richtung Belalp wurde uns bewusst, dass wir dann doch noch einige Schritte machten mussten bis zum eigentlichen Etappenziel.
Bei unserer Unterkunft angekommen, gab es den ersten Blick auf den Aletschgletscher. Man sieht gerade noch die Gletscherspitze, unvorstellbar, dass der Gletscher vor wenigen Jahrzehnten noch locker auf der Höhe des Hotels Belalp lag. Was wir hier oben fanden war nur positiv: eine sehr schöne Aussicht, ein freundlicher Empfang im Hotel, ein schönes Zimmer im geschichtsträchtigen Gebäude und eine leckere Verpflegung im Panoramarestaurant. Glücklich und erschöpft fielen wir ins fein nach Arvenholz duftende Bett und freuten uns auf die morgige Wanderung.
Tag 2: Belalp - Riederalp
Nach einer erholsamen und äusserst ruhigen Nacht in einer sehr stillen Umgebung, starteten wir den Tag am gelungenen Frühstücksbuffet. Nochmals genossen wir die Aussicht aus dem Panorama-Essraum im Hotel Belalp.
Der Blick in die Ferne machte Lust auf mehr und so starteten wir um 10 Uhr Richtung Gletschertor. Bevor wir das Gletschertor erreichten, orientierten wir uns in der schier endlosen Umgebung - es würde heute wohl nach dem Abstieg wieder entsprechend Hinauf gehen. Nach wenigen Minuten erreichten wir die historische „Steigle“. Ein kurzer und steiler Abstieg auf einer trocken gemauerten Steintreppe, welche jeweils auch von zahlreichen Alp-Schafen genutzt wird.
Beim Abmarsch am Morgen wurde uns empfohlen beim Grünsee zu rasten. Diesem Ratschlag folgten wir und packten wenige Minuten nach dem Hängebrückenabenteuer unsere Snacks aus. Am Seeufer fragten wir uns wo nun plötzlich alle diese Wandermenschen herkommen.
Von der Riedfurka oben bis zur Riederalp waren es nochmals etwa 30 Minuten gemütlicher Abstieg. Das Hotel Silbersand bot uns frisch renovierte Zimmer, der Rest des Hauses hat noch den typischen Skigebiet-Flair versprüht.
Tag 3: Riederalp - Fiescheralp
Heute stand die Königsetappe auf dem Programm. Dies nicht einmal aufgrund des Streckenprofils, sondern weil der Hauptgrund für diese Wanderung - der Aletschgletscher - heute im Mittelpunkt stehen wird.
Wir starteten den Tag mit einem gelungenen Frühstücksbuffet im Hotel Silbersand. Mit vollem Magen entschieden wir uns für einen sanften Start in den Tag. Wir gönnten uns - wir sind ja schliesslich in den Ferien - die vor der Hoteltüre stehenden Sesselbahn nach oben Richtung „View Point“ Hohfluh. Unsere Faulheit wurde auf der Fahrt belohnt, denn wir sahen auf der Wiese unterhalb des Sessels einen futtersuchenden Fuchs. Die Aussichtsplattform, die wir dann erreichten, ist für grössere Touristenströme vorbereitet. Der Gletscher aber auch der Aufstieg raubte einem den Atem, doch wir waren noch lange nicht am Ziel.
Je länger man den Aletschgletscher vor Augen hat, notabene der grösste Gletscher der Alpen mit 23km Länge, desto beeindruckender wirkt die ganze Szenerie und umso kleiner kommt man sich selbst einmal mehr in der Bergwelt vor. Der Weg läuft sich sehr angenehm, er führt mehrheitlich flach und ohne grosse Auf- oder Absteige. Am Ende trifft man auf den Märjelensee, wo sich die Umgebung am See perfekt eignet, um eine Mittagspause einzulegen. Hier kann man Gletschertouren-Gruppen beobachten, die sich den Weg vorbei an unzähligen Gletscherspalten bahnen. Nach einer erholsamen Pause in der Sonne, liefen wir weiter, gespannt auf den Tunnel, Richtung Berghütte Gletscherstube.
Tag 4: Fiescheralp - Bellwald
Auf der heutigen Etappe freuten wir uns auf die Aspi-Titter Hängebrücke. Wir schauten am Frühstückstisch noch in einige graue Wolken, wählten aber trotzdem die Risikovariante und stellten uns dem Wetter - andere Gäste auf der Route nahmen direkt die Gondel Richtung Tal. Die Wanderung begann mit demselben Weg zum Tunnel bis zur Berghütte Gletscherstube. Auf dem Weg dorthin begegneten wir einer Murmeli-Familie, was unseren Frust entschädigte. Bei der Berghütte bogen wir wieder auf die Route des Aletsch-Panoramawegs ein und gingen Richtung Fieschertal. Auf dem Weg kreuzten wir lediglich eine Frau und ein paar Schafe.
Innerhalb weniger Kilometer ging der Weg steil hinab, bei dem feuchten Untergrund mussten wir konzentriert unsere Wanderschuhe platzieren. Nach dem ersten Abstieg trafen wir ein paar Sitzbänke an und noch viel besser, einen wunderbaren Blick auf den Fieschergletscher. Dieser ist auch sehr imposant, denn er hat eine Länge von knapp 15km und somit der zweit-längste Gletscher der Alpen, steht aber wohl etwas im Schatten seines grossen Bruders.
Weiter talwärts wanderten wir auf einem schönen Pfad, der ab und zu über Treppen und Leitern, die im Felsen montiert sind, führt. Bei der Burghütte richten wir noch ein letztes Mal den Blick Richtung Gletscher und der beeindruckenden Schlucht - diese stiehlt jener des Aletschgletschers seine Show. Nach ein paar rutschigen Passagen - nicht, dass es geregnet hätte, aber es liegt viel loses Kies herum - erreichen wir die Aspi-Titter Hängerbrücke.
Es kommt uns etwas vor, als steht hier ein weiteres Objekt im Schatten eines anderen. Denn die Hängebrücke der Massaschlucht mag wohl bekannter sein, aber diese hier überragt diese gleich doppelt: In der Länge um 34 Meter und in der Höhe über der Schlucht gar um 40 Meter. Die Schwindelfreiheit wird hier nochmals auf die Probe gestellt - und nach der Brücke auch gleich die Energiereserven. Bevor die Enddestination dieser Mehrtageswanderung erreicht wird, geht es nochmals steil hinauf.