Start am bayrischen Fjord
Der Königssee ist mit fast 200m der tiefste aller deutschen Seen. Er liegt wie ein Fjord im Herzen des Nationalparks Berchtesgaden, umgeben von steilen Berghängen. Nur ein kleiner Uferabschnitt, an dem ich diese Wandertour auch starte, ist zugänglich. Am Anreisetag spaziere ich an der Ache hinauf zum See und bin beeindruckt vom herrlichen Anblick des dunkelgrünen Wassers im Abendlicht! Über Nacht bin ich zu Gast in Berchtesgaden, einem typisch bayrischen Alpendorf zu Füßen des Watzmanns. Ein Bummel durch den hübschen Ortskern und der Besuch im Biergarten mit zünftiger Brotzeit stimmt mich auf die Wanderung ein.
Durch den Nationalpark Berchtesgaden
Ein organisierter Transfer holt mich früh morgens ab, so bin ich gleich am Startpunkt der Wanderung. Los geht’s durch den Zauberwald entlang des rauschenden Mühlbaches hinauf zum kristallklaren Hintersee. Anschließend führt die Route tief hinein in den Nationalpark Berchtesgaden und über eine Hängebrücke auf die Almen, wo eine Rast an der Bindalm-Hütte ruft. Weiter über die Grenze nach Österreich bin ich nun im Pinzgau und es folgt das nächste Highlight: Eine imposante Steiganlage durch die tosende Seisenbergklamm. Über Brücken und Stufen steige ich ins Tal zum kleinen Bergsteigerdorf Weißbach. Fernab von Massentourismus, Seilbahnen und Halligalli-Musik verbringe ich einen ruhigen Abend inmitten der Bergwelt.
Die Bergwelt des Hochkönig im Salzburger Pinzgau
Auf der kurzen Taxifahrt zwischen den steilen Wänden der Leoganger Steinberge und der Südwand des Steinernen Meeres bestaune ich die schroffen Felstürme. Zum Glück muss ich dort nicht hinaufsteigen, sondern wandere zunächst moderat steigend auf breiten Schotterwegen und Forststraßen über die Almen. Eine Hütte nach der anderen und Weidevieh überall. Mitten durchs Kuhglocken-Konzert führt der Pfad bald steil hinauf über die Wiesen zum Übergang auf der Marbach Höhe. Puh! Oben angekommen winkt mir schon der Hochkönig entgegen - ein eindrucksvolles Felsmassiv. Das Wetter ist gut, also wage ich noch den Abstecher zum Gipfelkreuz des Klingspitz auf fast 2.000m Höhe.
Es hat sich gelohnt: Gigantische Rundumsicht vom Dachstein bis in die vergletscherten Tauern! Runter über Bergwiesen und Wälder erreiche ich die Jausenstation Grünegg mit einer historischen Mühle, einer eigenen Schnaps-Brennerei und einer wunderbaren Panoramaterrasse mit Kaffee und Kuchen. Gut gestärkt geht’s auf dem abwechslungsreichen Kirchensteig zur Wallfahrer-Kirche nach Dienten, wo ich mir gleich einen Pilger-Stempel hole. Ob ich nun auf dem Pinzgauer Marienweg oder auf der Alpenüberquerung bin, spielt keine Rolle: Der Weg ist das Ziel.
Wander-Kur im Gasteiner Tal
Wieder ein kurzer Transfer, um das tiefliegende Salzachtal zu überbrücken, und schon bin ich am Eingang des berühmten Gasteiner Tales. Los geht’s entlang der Ache nach Bad Hofgastein, wo ich auf am Trinkbrunnen warmes Thermalwasser kosten kann. Dann hinauf zum Gasteiner Höhenweg: in der Ferne sehe ich schon die Kette der Hohen Tauern und kann den Übergang des morgigen Wandertages bereits erahnen. Heute geht es erstmal annähernd flach mit besten Panoramablicken durch spektakuläre Tunnel, über Brücken und tiefe Gräben das ganze Tal entlang. Kurz vor Bad Gastein darf ich entscheiden: Direkt weiter Richtung Therme, Zentrum und Hotel oder doch noch die alpine Einlage über die Poserhöhe.
Ein Blick auf die Uhr und die Kraftreserven: Ich steige auf. Weitere knackige 500 Höhenmeter im Zickzack durch den Wald – doch nicht umsonst: Oben erreiche ich die allerliebst gepflegte Almhütte Poserhöhe, wo es köstliche Schmankerl gibt. Gut, dass ich mich stärken kann, denn der Abstieg bietet ein paar herausfordernde Passagen über steilere Felsplatten. Unten angekommen geht es dann gemütlich über die Kaiser Wilhelm Promenade in den traditionellen Thermal-Kurort Bad Gastein. Hier bestaune ich ganz fasziniert die Gischt-Wolke des tosenden Wasserfalls mitten im Ort!
Die Königsetappe über die Hohen Tauern
Heute steht das Herzstück der Alpenüberquerung am Programm. Gleich zu Beginn erreiche ich die Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern und wandere auf herrlichen Pfaden über die Weiden vorbei an den letzten Almhütten. Jetzt geht es nur mehr rauf. Der Weg steigt stetig an, Schritt für Schritt nähere ich mich dem Sattel, dem höchsten Punkt der Tour. Dort liegt die Hagener Hütte und am Übergang flattert mir die Kärntner Flagge entgegen. Seit jeher verliefen hier Saumpfade, Schmugglerwege und Pilgerstrecken über die Berge. Ein historischer Ort und ein traumhafter Platz. Natürlich kehre ich auf ein Supperl ein, um die Atmosphäre zu erspüren. Ich liebe das Flair der echten Alpenvereinshütten – urige Bergsteigerstationen fernab der Zivilisation.
Auf breiten Karrenwegen und Schottersträßchen führt der Saumpfad angenehm flach talwärts. Die Landschaft ist einfach umwerfend, aber mein Weg ist noch weit. Die Sonne brennt auf der schattenlosen Hochfläche und ich freue mich über die Rast bei der Jamnigalm, wo ich meine Flüssigkeitsreserven auffüllen kann. Weiter geht’s dann durch schattigen Wald und auf schönen Wanderwegen durchs Tauerntal bis Mallnitz. Dieser kleine Ort ist ein zertifiziertes Bergsteigerdorf. Hier gibt es nur naturliebende Aktivurlauber und keine Touristenströme, Hotelburgen oder Shopping-Zentren. Das einzige Zentrum ist das Nationalpark-Infozentrum und der kleine Dorfplatz mit Brunnen. Ein paar gute Gasthäuser zum Abendessen und gemütliche Hotels. Perfekt als Stationsort am Weg über die Alpen.