Tage am PC, Kilometer in den Beinen

Konzeption neuer Wanderreisen bei Eurohike

Was kann an der Kreation und Organisation einer Wanderreise schon groß dran sein? Ein paar Tourentipps bei Freunden eingeholt, eine hübsche Route ausgewählt, ein wenig herumgegoogelt, kreativ zusammengefasst und ab in den Katalog. Dann noch ein paar Hotels gebucht, Taxis für den Gepäcktransfer reserviert, that´s it.

Mitnichten! Zumindest nicht, wenn man sich an unseren Qualitätsansprüchen orientiert. Denn „schön“ allein ist für eine Eurohike Originalreise definitiv zu wenig. Wir legen – neben grundsätzlicher Attraktivität und perfekter Organisation – besonderen Wert auf einzigartige Wegekombinationen, die durchaus auf bekannten, offiziellen Wanderwegen basieren können. Jedoch erarbeiten wir in mühevoller, oft wochen- oder gar monatelanger Planungs- und Vorbereitungszeit harmonisch abgestimmte Wanderetappen.

Das bedeutet für uns viele Tage am PC und unzählige Wanderkilometer in den Beinen: Jede einzelne Originaltour wird eigens zusammengestellt, und da verlassen wir uns nicht auf Einschätzungen von anderen. Wir checken vor Ort persönlich mögliche Routen, die Beschaffenheit der Wege, passende Unterkünfte, kulinarische Geheimtipps und mehr. Dieser immense Aufwand mündet in maßgeschneiderten, eigens erstellten und gedruckten Reiseunterlagen, die man nicht einfach von der Stange kaufen kann.

Zu diesen wirklich aufwändigen, sehr detailreichen Aktivitäten, die dahinter stecken und kaum beachtet werden, möchten wir Ihnen einen lebendigen Eindruck vermitteln. Sozusagen der Blick über die Schulter bei der Kreation intern und der Arbeit vor Ort – am Beispiel unserer Mitarbeiterin und „Tourenexpertin“ Christina Keltenich. Sie checkt, prüft, verbessert, koordiniert, dokumentiert, fasst zusammen, empfiehlt und bereitet auf, was den Weg in eine Reiseunterlage „Marke Eurohike“ finden soll. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die sie mit Hingabe und Engagement lebt.

Zuletzt hat Christina übrigens an den Routen und Reiseunterlagen unserer drei neuen Touren 2017 gearbeitet: Sardiniens Ostküste, Madeira und Teneriffa. Weitere Details finden Sie auch in unserem aktuellen Katalog und online auf unserer Website.

Am Anfang steht – wie immer – die vielversprechende Reiseidee. Mitunter vergehen aber Monate und Jahre, bis aus der ersten Eingebung eine rundum passende Wanderreise wird. Recherchen in mannigfaltiger Wanderliteratur, Internet-Foren, in Zeitungsartikeln und Magazinen bilden die Basis, angereichert mit zahllosen Tipps von Kollegen, Freunden und Bekannten. Aus dieser Mischung formt sich endlich Gewissheit: Hier ist es spannend, die Gegend wunderbar, die Route hoffentlich machbar – diese Destination nimmt Eurohike ins Visier!

Von der Idee zum Routenplan: Planungstage am PC

Mit der erhofften Erleuchtung vor Augen beginnt der erste, mühevolle Schritt der theoretischen Planung. Eine komplizierte Aufgabe, die meist von Verena Sonnenberg, der Leiterin von Eurohike Wanderreisen, übernommen wird. Bevor es überhaupt ins Detail geht, müssen vorab zahlreiche Fragen geklärt werden: Ist die Destination gut erreichbar – und wie? Gibt es passende Hotels und Unterkünfte? Sind Transfers notwendig? Welche Highlights liegen auf der geplanten Route? Und wie können die Tagesetappen gestaltet werden? In dieser Phase braucht es Geduld und Kreativität, es wird gecheckt, entwickelt und wieder verworfen. Google wird zum besten Freund, bis endlich eine tragfähige Grundstruktur auf Grundlage von Kartenmaterial, Online-Maps und Fachliteratur jeglicher Form zusammengestellt ist.

„Reality Check“ vor Ort

So interessant sich die Touren-Entwicklung bis dahin auch gestaltet hat, jetzt wird es ernst: Beim „Reality Check“ vor Ort wird die hübsche Theorie mit der beinharten Praxis konfrontiert und das Konzept bis ins kleinste Detail nach Problemen und Schwachstellen abgeklopft. Hier muss ein absoluter Wander-Profi ans Werk, ein perfekter Job für Christina Keltenich – seit Jahren für Eurohike als Wanderführerin und Tourenexpertin im Einsatz.

Auch für Sie ist Vorbereitung die halbe Miete, sie erleichtert die anstrengende Arbeit vor Ort immens: bereits verfügbare GPS-Tracks sichern, sich mit Karten, Land und Leuten vorab auseinandersetzen, Recherche über die Situation vor Ort starten, und tausende kleine Einzelaktivitäten mehr. „Oft bleibt es eine Reise ins Blaue“, betont Christina, „viele Dinge kann man unmöglich vom PC aus einfach nicht einschätzen. Wie schön, aussichtreich oder eintönig, gefährlich oder sicher ein Weg letztendlich ist, muss man Schritt für Schritt beim Abgehen klären!“

Und das kostet Zeit, jede Menge Zeit: bei Christinas letztem Tourencheck für die neue Eurohike Wanderreise auf Teneriffa hat sie gute zwei Wochen auf der wunderschönen Insel im Atlantik verbracht. Der erste Weg führt – meist noch am Anreisetag – in Tourismusbüros oder Hotels, aber auch Cafes und Bars, um Tipps und Infos von Einheimischen einzuholen. Jetzt heißt es, sich schnell zu akklimatisieren, die Umgebung kennen zu lernen und alles Notwendige für die kommenden Wanderungen zu organisieren – von Batterien fürs GPS über Getränke und Verpflegung bis hin zu Notfall-Telefonnummern, für alle Fälle.

Tag für Tag die Tour „im Fokus“

Der Morgen startet mit dem Wetter-Check, oft wird im letzten Moment noch der Tagesplan völlig umgekrempelt. Dann raus in die Natur in voller Montur und mit allem technischen Gerät: Diktiergerät, GPS und Kamera sind immer griffbereit. Für die Tourenbeschreibung muss ich jeden markanten Orientierungspunkt und jeden Wegweiser genau dokumentieren“, erklärt Christina, während sie Wegpunkte im GPS setzt, ins Diktiergerät spricht, den aktuellen Standpunkt mit der Karte vergleicht und zwischendurch noch möglichst ansprechende Fotos mit dem Selbstauslöser schießt. Multitasking pur. Nicht trödeln, heißt die Devise – man weiß nie, was noch kommt, wie lange es heute dauern wird und welche Hindernisse sich noch auftun werden. Aber auch nicht rennen, es geht um alle Details.

Hin und wieder trifft sie auf Einheimische oder andere Wanderer – Forstarbeiter, Bauern, Spaziergänger oder „Hunde-Gassi-Führer“. Hier sucht Christina gerne das Gespräch, da erhält sie oft die wertvollsten Hinweise für die optimale Routenwahl. Tipps, die in keinem Wanderführer oder Internet-Forum stehen. Mit Überraschungen muss unterwegs laufend gerechnet werden, bisweilen auch unliebsamen: Eingezeichnete Wege existieren einfach nicht (mehr), auch auf bekannten Weitwanderrouten. Wegweiser, die unzählige weitere, unbekannte Möglichkeiten aufzeigen. Der aggressive, laut bellende Kläffer lässt sich einfach nicht abschütteln. Zehn Mal vor und wieder zurück, weil einfach keine Route passt. Drei Stunden Aufwand für vielleicht 20 Minuten reale Gehzeit. Einbruch der Dunkelheit und Ratlosigkeit, wo es denn nur weitergehen könnte.

 

 


„In Sachen Hitze, Nebel, Wind und Wetter habe ich wohl schon alles erlebt, oft kommt man sich vor wie ein Scout in Hollywood-Filmen. Einmal haben Holzarbeiter den Weg versperrt, unmöglich weiterzukommen. Aber sie würden gerne pausieren, wenn ich bei der Outdoor-Mittagsjause von mir und von meiner Arbeite erzähle – auch nett, und lustig war`s“ lächelt Christina verschmitzt. Leider kommt es gar nicht so selten zum wandertechnischen „Megagau“, vielleicht das Ärgerlichste überhaupt: Nach stundenlangen Wanderungen, x-fachen Varianten-Checks und zahllosen, schweißtreibenden Kilometern wähnt man sich fast schon am Ziel. Und kurz davor kommt eine gefährliche Kletterstelle, eine zu anspruchsvolle Passage oder ein unzumutbares Teilstück – keine Umgehung möglich. Das war es dann, mit der wundervoll gedachten Tagesetappe. Kommando retour, alles umsonst – komplett umplanen, überdenken und am nächsten Morgen nochmals los.

Auch nach dem wohlverdienten Essen wartet die tägliche Administration: Daten von GPS und Diktiergerät sichern, im PC gegenchecken und Fotos speichern, am besten gleich mit Backup, vielleicht schon selektieren und sortieren. Batterien checken, Akkus laden, den nächsten Tag vorbereiten… Und schließlich schlaftrunken und kaputt ins Bett fallen.

Back to business: Aufbereitung fürs Routenbuch


Auch die echt fordernde, intensive, aber auch unglaublich spannende Zeit auf der Tour hat ihr Ende. Wieder zurück in heimischen Landen, vollbepackt mit Erlebnissen, neuen Erfahrungen und wichtigen Erkenntnissen geht es an die Aufbereitung der Informationen.

Für die Erstellung der Routenbücher mit den Karten und Reisebeschreibungen müssen GPS-Tracks korrigiert, die Audio-Daten vom Diktiergerät bearbeitet und in textlich gut verständliche Form gebracht werden. Sprachlich möglichst präzise zu formulieren, ist hier die große Kunst. Erstellung der Höhenprofile, Routenkarten zeichnen, Nachrecherche usvm. – das alles wird schlussendlich vom Grafikbüro in eine ansprechende Form gebracht.

Zufriedenheit stellt sich ein, wenn schließlich die neue Reise im Katalog erscheint und das fertige Routenbuch frisch gedruckt vor einem liegt. „Noch viel schöner ist für mich, wenn die ersten Reisefeedbacks von Eurohike-Gästen kommen und die Bewertungen durchwegs positiv sind“, freut sich Christina. Die Spannung steigt also die nächsten Wochen, wie wohl die neue Reise auf Teneriffa ankommen wird?

Zur Person: Christina Keltenich – Wanderführerin & Eurohike Tourenprofi

Die Freude am Wandern wurde Christina offensichtlich schon in die Wiege gelegt. Von Kindesbeinen an verbrachte sie unzählige Stunden und Tage in den Bergen und in der freien Natur, in der Jugend gar mit Ambitionen im Leistungssport, später neben dem Studium als willkommener Ausgleich. Sie nächtigte in Biwaks und auf Hütten, wanderte auf allen Kontinenten und bestieg nicht wenige 6.000er, viele der höchsten Alpengipfel und die bekanntesten Inselberge. Über die Jahre hat Christina eine besondere Leidenschaft fürs Weitwandern, für Gebirgsdurch­querungen, Zelt-Trekkings und Transalps entwickelt. Auch außerhalb des Jobs verbringt sie Ihre Zeit noch immer am allerliebsten am Berg.

Heute kann man sie mit Fug und Recht als absoluten „Profi für alles rund ums Wandern“ bezeichnen. Seit über 15 Jahren ist das im Salzkammergut geborene Konditionswunder als begehrter Guide unterwegs. Fast ebenso lange checkt sie für Euohike neue und bestehende Touren, überarbeitet Reiseunterlagen und führt ausgewählte Wandergruppen.