Von Fernweh geplagt
Wer mich kennt weiß, dass ich ein Mensch bin, der nicht gerne stillsteht. Ich liebe das Reisen, ich dürste danach ständig neue Orte kennenzulernen und mag auch meinen Urlaub auf aktive Art und Weise zu verbringen. Nun wird Sie wahrscheinlich erstens meine Berufswahl nicht wundern und zweitens werden Sie verstehen, wie sehr ich auf den Start der Radsaison 2020 hingefiebert habe. Als die Hotels ihre Pforten wieder öffnen durften, hatte ich meinen Koffer, oder besser gesagt meine Satteltaschen, bereits gepackt. Und ganz nach dem Motto Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah, brachen mein Lebensgefährte und ich an einem Freitag Ende Mai auf und radelten von unserem Heimatort ein paar Kilometer weiter nach Salzburg, wo der erste Teil des Alpe-Adria Radweges startet. Ich war aufgeregt, neugierig auf die Tour, die ich bis dato noch nicht kannte, und überglücklich, dass mein Fernweh nun endlich gestillt wurde.
Die spektakuläre Kulisse Salzburgs im Rücken
Also eines muss ich wirklich sagen: Auch wenn Salzburg so gut wie meine Heimatstadt ist – ich wohne nur wenige Kilometer entfernt – so verliert diese Stadt doch nie an ihrem Zauber für mich. Und als wir da mit unseren Rädern am Ufer der Salzach dahinradelten, den Blick auf die imposante Festung Hohensalzburg und die bezaubernde Altstadt gerrichtet, da überkam mich plötzlich ein Schauer, denn das Bild, das einem Salzburg bietet, ist wirklich beeindruckend. Und obwohl ich es eigentlich nicht mag, immer flach dahinzuradeln, so genoss ich die ersten Kilometer von Salzburg nach Hallein doch in vollen Zügen, denn es waren die ersten, die mich in die Ferne zogen. Wie Sie es mittlerweile von mir gewohnt sind, haben wir auch bei dieser Reise auf den Gepäcktransfer verzichtet, da die Radsaison noch nicht gestartet war, und sind die knapp 200 Radkilometer von Salzburg nach Villach in nur drei, statt in sechs Tagen geradelt. Das haben wir aber nicht nur deshalb gemacht, weil wir nach dem Lockdown so viel Energie hatten, sondern auch weil noch nicht sehr viele Hotels geöffnet waren. Doch ich schweife ab. Die Keltenstadt Hallein mit ihrem zauberhaften Ortskern ließ in uns das erste Mal richtige Urlaubsgefühle aufkommen. Hier herrscht ein wahnsinnig gutes Flair, das fast schon an Italien erinnert. Deshalb mussten wir uns hier auch einen Aperol Spritz gönnen – es ging einfach nicht anders.
In die Berg bin i gern
Von Hallein war es dann nur noch ein gefühlter Katzensprung nach Golling, wo es für mich interessant wurde. Denn bis Golling verläuft der Radweg stets gemütlich an der Salzach entlang. Ab Golling führt der Radweg dann weg vom Fluss weg und hinein in die Berge – ein Umstand, der nicht nur für eine umwerfende Kulisse sorgt, sondern auch die Radstrecke anspruchsvoller macht. Man radelt über sanfte Hügel, vorbei an idyllischen Bauernhöfen, weiten Wiesen in sattem Grün und weidenden Kühen. Hier findet man ein Österreich vor, wie es sich die ganze Welt wohl vorstellt. Es war eine bilderbuchgleiche Szenerie. Danach radelten wir den Pass Lueg hinauf. Zugegeben, das hört sich jetzt wirklich beeindruckend an, man muss aber dazusagen, dass es eigentlich nicht anstrengend war. Hat man den höchsten Punkt dann erklommen, kommt das wohl schönste Teilstück dieser Strecke. Denn hier kann man das Rad eine gefühlte Ewigkeit bergab laufen lassen und sich auf die wunderschöne Gegend konzentrieren. Denn der Anblick des Tennengebirges und der Burg Hohenwerfen werden Ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, das können Sie mir glauben.
Auf dieser Reise wurde mir wieder einmal bewusst, wie wunderschön Österreich doch ist und wie vielseitig es sich uns Radurlaubern präsentiert!
Und weiter Richtung Süden
Am nächsten Tag radelten wir dann vom Salzburger Pongau Richtung Gasteiner Tal und das auf einem wirklich spektakulärem Radweg oberhalb der Salzach, von wo man einen atemberaubenden Blick über das ganze Salzachtal und sogar bis in den Pinzgau hat. Schließlich stießen wir wieder auf die offizielle Streckenführung des Tauernradweges, der uns stets leicht bergab, zu einer Brücke führte, die uns über eine atemberaubende Schlucht brachte. Ganz besonders gespannt war ich auf den Klammtunnel, der ins Gasteiner Tal führt, eigentlich war ich dann aber ganz froh, als ich da wieder draußen war. Die Fahrt dauert nur 15 Minuten, aber wie man sich vorstellen kann, ist die Fahrt durch einen Tunnel, den auch Autos mitbenützen, alles andere als ruhig und hell. Aber da es nur ein kurzes Stück ist, kann man das gut aushalten. Wenn man dann aus dem Tunnel hinausfährt wird man mit einer idyllischen Bergszenerie belohnt. Die alten Bergbauernhöfe in den grünen Alpen mit dem grasenden Weidevieh lassen einen fast erhoffen, dass Heidi und ihr Peter gleich herbeilaufen werden. Und diese idyllische Landschaft blieb bis ins Mölltal unser Begleiter. Wir radelten entlang der friedlich gluckernden Gasteiner Ache hinauf nach Bad Gastein, wo der Wasserfall mitten im Ortskern unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.
Bergauf und bergab nach Villach
Die kleine Ortschaft Böckstein war früher für den Bergbau bekannt. Mit seiner idyllischen Lage, den kleinen Bächlein und der umwerfenden Kulisse hat mich dieser Ort sofort in seinen Bann gezogen. Von hier haben wir dann den Zug genommen und sind durch die sogenannte Tauernschleuse nach Mallnitz gefahren. Mallnitz ist ein richtiges Bergsteigerdorf und Ausgangspunkt für eine Vielzahl von herrlichen Bergtouren. Ab hier startet eine rasante Abfahrt in das breite Mölltal. Auf einer Strecke von ca. 10 km fährt man in Serpentinen mit richtig Zunder bergab in das schöne Mölltal. Das Kind in mir hat innerlich ganz laut: „Huiiiiiii!“ gerufen. Es hat wirklich richtig Spaß gemacht! Unten angekommen erwartet einen eine Szenerie, an der man sich gar nicht sattsehen kann: Links und rechts die beeindruckenden Bergketten, die Möll, die friedlich neben dem Radweg herfließt und die Weite des Tales. Es war einfach spektakulär.
Am späten Nachmittag wurden wir dann mit einer unbeschreiblichen Herzlichkeit in unserem Partnerhotel Mölltalerhof empfangen. Ausgeruht und zufrieden machten wir uns dann am Sonntag vormittag nach einem gemütlichen Frühstück auf Richtung Villach. Bei Möllbrück stießen wir dann auf die Drau, einen sehr breiten und wunderschönen Fluss, dessen Wasser uns ein glitzerndes Farbenspiel bot. Und dann nach knapp 200 km erreichten wir unser Ziel Villach. Es war einfach herrlich nach dieser langen Zeit wieder zu reisen, ins Restaurant zu gehen und neue Orte kennenzulernen. Nach ein paar schönen Stunden in der Karnevalsstadt Österreichs haben wir unsere müden Knochen und unsere Räder in den Zug gepackt und sind zurück nach Salzburg gefahren. Nach dieser langen Zeit des ersten Lockdowns, der Unsicherheit und der Isolierung waren diese Tage eine einzige Wohltat für uns. Überglücklich stiegen wir dann in Salzburg aus dem Zug. Die Kurzreise hatte uns ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, das meinem Lebensgefährten aber leider wieder entglitt, als er hörte dass wir auch die Heimreise wieder mit dem Fahrrad bestreiten würden.
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Vanessa Bräumann, Reisespezialistin & Teamleitungs-Assistentin
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