Durch das Salzburger Land zu den Hohen Tauern
Warm eingepackt in unsere Regenkleidung steigen wir vor unserer Haustüre auf die Fahrräder. Vom Makartsteg in der Mozartstadt Salzburg genießen wir noch den Blick auf die Festung Hohensalzburg. Trotz des wolkenverhangenen Himmels ist dieser Anblick auch für mich immer noch sehr imposant. Nun geht es gemütlich auf dem Tauern-Radweg Richtung Hallein. Dort legen wir einen kurzen Stopp ein und bummeln durch die kleinen Gassen der Keltenstadt. Merkmale aus dieser Zeit finden wir überall. Das Bergpanorama ist nun schon zum Greifen nah. Vorbei an den Salzachöfen radeln wir auf unsere erste Steigung zu. Die Strecke auf den Pass Lueg habe ich mir etwas schlimmer vorgestellt, doch mit unseren E-Bikes ist diese sehr schnell überwunden und wir genießen die Abfahrt durch die Salzachklamm.
Rechts und links türmen sich das Tennengebirge und Hagengebirge auf und man ist so nah an der Bergwelt, dass man fast meint, die Felswände berühren zu können. Für uns geht es unten im Tal trotzdem flach bis ganz leicht hügelig weiter.
Schon nach wenigen Kilometern taucht in unserem Blickfeld die Burg Hohenwerfen auf. Erst auf dem Fahrrad merkt man, wie perfekt diese Burg aus dem Mittelalter zwischen den Bergen platziert wurde, man hat das gesamte Tal im Blick. Die letzte Etappe an diesem Tag verläuft geschwungen durch die revitalisierten Auen bis St. Johann im Pongau. Der herzliche Empfang im Hotel Hubertus hat uns allemal für das feuchte Wetter an diesem Tag entschädigt.
Durch den Regen ins Mölltal
Ein Blick aus dem Fenster verheißt am heutigen Tag nichts Gutes. Die Spitzen des Hochkönigs sind mit Schnee bedeckt und es regnet Bindfäden. Obwohl uns der Gepäckfahrer und der Hotelier die Zugfahrt empfehlen, entscheiden wir uns für die Fahrradtour. Heute steht nämlich die anstrengendste Etappe nach Bad Gastein auf dem Programm und damit ich unsere Gäste kompetent beraten kann, will ich sie selbst gefahren sein. Zunächst geht es noch entspannt an der Salzach entlang bis Schwarzach. Dort verlassen wir den Fluss, womit unsere erste „Bergwertung“ vor uns liegt. Ja, die Strecke zum Ausgleichsbecken ist knackig, aber mit ca. 2,5 km auch relativ kurz. Man könnte diese also auch schiebend bewältigen. Von oben genießen wir den Blick ins Tal und radeln auf dem leicht hügeligen Tauern-Radweg weiter nach Lend, wo wir durch den Klammtunnel in das Gasteinertal abbiegen. Auch hier bietet sich uns wieder ein herrliches Bergpanorama, welches uns beiden gut aus dem Winter bekannt ist.
Schon von Weitem sehen wir die Häuser von Bad Gastein, welche sich an die Berghänge schmiegen. Jetzt heißt es nochmal die Zähne zusammenbeißen und die steile Ortsdurchfahrt in Angriff nehmen. Auch diese Steigung ist nicht von schlechten Eltern, bei Ankunft am Gasteiner Wasserfall jedoch schon fast wieder vergessen. Die Wassermassen, welche sich mitten im Ort in die Tiefe stürzen, sind wirklich beeindruckend und durch den anhaltenden Regen wohl auch noch tosender.
Nach einer Zugfahrt kommen wir im Mölltal an, wo der Regen endlich nachlässt. Wir machen eine rasante Abfahrt durch das Mölltal und den Naturpark Hohe Tauern. Hier ein großes Lob an unsere Radmechaniker: Die Bremsen sind ausgezeichnet gewartet.
Während des Abendessens reißen die Wolken auf und besseres Wetter kündigt sich an. Als wir auf der Terrasse sitzen und noch einen Absacker genießen, sind wir sehr stolz diese anstrengendste Etappe der Reise trotz der Wetterbedingungen geradelt zu sein.
Der Süden Österreichs und Kärntner Kasnudeln
Gleich nach dem Aufstehen werfen wir einen Blick aus dem Fenster. Ein Lächeln macht sich breit, denn uns bietet sich eine Postkartenidylle. Wir verabschieden uns herzlichst von der Besitzerin des Hotels: „Schaut, bei uns im Süden ist das Wetter besser“.
Leicht hügelig radeln wir weiter durch das Mölltal und bemerken nun nach dem Regen den intensiven Duft des Hollers. Dieser steht gerade in voller Blüte und erfüllt die Luft mit einem herrlich süßen Aroma. Das ist auch etwas, das ich an Radreisen so gerne mag: Man nimmt die Natur mit allen Sinnen wahr.
Nachdem wir in Spittal unsere Kärntner Kasnudeln genossen haben, geht es für uns am Drautal-Radweg entlang. Durch Wälder und an Obstbäumen vorbei geht es zur Wallner Radlerrast, welche regionale Spezialitäten aus eigener Produktion anbietet. Beim Essen und Beobachten der Tiere haben wir fast die Zeit vergessen.
Ab hier ist es nur noch ein Katzensprung bis wir über den sehr gut ausgebauten Radweg Villach erreichen. Jetzt wissen wir: Italien ist nicht mehr weit. Die Zeit nach dem Abendessen nutzen wir für ein wenig Sightseeing in den geschmückten kleinen Gassen der Stadt.
Benvenuti nella bella italia
Heute geht es nach Italien! Anschließend an die Zugfahrt bis Arnoldstein finden wir uns auf dem perfekt ausgebauten Alpe-Adria-Radweg wieder. Die leichte Steigung bleibt nahezu unbemerkt und wir erreichen nach wenigen Kilometern Italien. Ciao Bella Italia!
Mit der Sonne im Gesicht geht es nun durchs Kanaltal. Was soll ich sagen? Es ist eine wunderschöne Strecke und es könnte fast heißen „Füße hochlegen“. Ab Tarvis führt die Strecke nämlich Großteils bergab oder ist flach. Wir können unsere Räder also rollen lassen und die schöne Aussicht genießen. Eine wahre Wohltat nach den doch etwas sportlicheren Tagen zuvor. Mit alten und verlassenen Bahnhöfen entlang der Strecke radeln wir auf der ehemaligen Bahntrasse, die jetzt asphaltiert ist, durch das Tal.
Immer wieder hat man schöne Ausblicke auf den Fiume Fella, der mit seiner tiefblauen Farbe etwas ganz Besonderes ist. In Chiusaforte müssen wir unbedingt Pause machen. Denn hier wurde ein Bahnhof zu einem Café umgebaut, das nur mit dem Rad oder zu Fuß erreichbar ist.
Nach einer kurzen Rast im Liegestuhl machen wir uns auf zu unserem Etappenziel und dem Hotel in der Nähe von Venzone. Abends genießen wir die leckere Pizza in der hoteleigenen Pizzeria und schwärmen immer noch von diesem Tag.
Überraschende Stadt und das Meer
Ab Venzone radeln wir auf ruhigen Nebenstraßen und Feldwegen durch Weizenfelder und Laubwälder Richtung Udine. Wunderschön angelegte Villen und gepflegte Häuser mit prachtvollen Rosen- und Jasminbüschen begleiten uns auf dem Weg. Das prachtvolle und gemütlichen Zentrum von Udine überzeugt uns, sobald wir am Rathaus in der Altstadt ankommen. Unser Hotel liegt nur einen kurzen Fußweg von dort entfernt und entpuppt sich als Ruhe-Oase in einer pulsierenden Stadt. Abends nach dem Essen entdecken wir in der Altstadt eine kleine Vinothek. Als wir nach der Karte fragen, deutet der Besitzer auf seine mit Flaschen und kleinen Beschreibungen versehene Wand und zwinkert „My menu is on the wall!“.
Ziel in Sicht: Die letzte Etappe nach Grado
Auf der finalen Etappe radeln wir nach Grado und somit dem Meer entgegen. Es geht durch Weizen-, Mais- und Mohnfelder und über Schotterwege durch das Friaul. Auch die ersten Weinreben lassen nicht lange auf sich warten und tauchen bald am Wegesrand auf. Schnell finden wir uns vor der Stadtmauer von Palmanova wieder, von wo aus wir in das imposante Zentrum weiterradeln. Die Stadt wurde als wichtiger militärischer Stützpunkt am Festland Ende des 16. Jahrhunderts gebaut. Das besondere Merkmal dafür sind die breiten Straßen, die sternförmig zu den Stadtmauern verlaufen. So sollten die Soldaten möglichst schnell dorthin gelangen. Die drei großen Stadttore aus dieser Zeit sind bis heute erhalten.
Beeindruckt von dieser Stadt-Bauweise radeln wir nun in Richtung Cervignano del Friuli. Ab hier verläuft die Strecke meist schnurgerade entlang von Alleen mit hohen Zypressen. Allerdings halten wir uns nur kurz hier auf, weil die Vorfreude aufs Meer schon so groß ist.
Schon nach etwa 20 Minuten werden wir belohnt und erreichen die Brücke nach Grado. Die letzten paar Meter geht es dann aber doch zu Fuß. Wir lassen die Räder an der Promenade stehen und tauchen unsere etwas müden Beine in das Meer der Adria.
Jetzt wird es uns bewusst: Wir haben es geschafft, etwa 380 km liegen hinter uns. Von daheim bis ans Meer!